Objekte aus Karton und Rauminstallationen
Michael Kortländer wurde 1953 in Münster geboren und gelangte im Alter von 19 Jahren ins Rheinland. Heute fertigt er Skulpturen aus Pappe, Objekte aus Karton und Rauminstallationen in seinem Atelier auf Gut Selikum in Neuss. Hier findet er die Inspiration für seine Arbeiten.
Der Kunstschüler: Michael Kortländer
Wenn man von seiner Person spricht, kann man Michael Kortländer durchaus als malenden Bildhauer und gestaltenden Maler bezeichnen. Zunächst besuchte er als junger Schüler die Kunstakademie in Düsseldorf bei Gerhard Hoehme. Sein Lehrer prägte den jungen Künstler und bewirkte die künstlerische Richtung der Malerei.
Vom Maler zum Bildhauer
Im Laufe seiner kreativen künstlerischen Entwicklung fand Kortländer später zur Bildhauerei, um mit seinen Werken auch in den Raum zu gelangen. Der Wunsch experimentell zu arbeiten und sich entwickeln zu können, erschien ihm im Rahmen der malenden Kunst nicht ausreichend. Er verlangte nach außergewöhnlichem Material um experimentieren zu können. Er wollte plastisch in den Raum arbeiten. Mit Leinwand, seinem bis dahin bevorzugten Material, war dies schwierig und schlichtweg auch zu kostspielig. Außerdem sind Struktur und Beschaffenheit dieses Materials für plastische Arbeiten ungeeignet.
Kortländers Entwicklung hin zur bildenden Kunst
So entdeckte Kortländer zunächst Packpapier für seine plastischen Werke. Dieser Werkstoff ist leicht und lässt spontanes Arbeiten zu. Darüber hinaus ist es äußerst leicht zu beschaffen und bietet eine Vielfalt in den unterschiedlichsten Arten der Weiterbehandlung. Und so gipfelte die Suche nach dem idealen Material in der Wellpappe, die Michael Kortländer sich zu Beginn in Containern besorgte. Heute stellen ihm dankenswerterweise Sponsoren sein Werkmaterial zur Verfügung.
Pappe: Ein einfaches Material und oft benutzt
Für seine Skulpturen aus Pappe bietet die Wellpappe dem probierfreudigen Künstler das ideale Trägermaterial für Farben. Es lässt sich sägen, zerschneiden, verschachteln und in Räumen installieren. Es begegnet einem häufig im Alltag und steht einfach so zur Verfügung. Michael Kortländer entdeckt in der Pappe die perfekte, gestalterische Ergänzung zur Malerei. Erlaubt sie ihm doch immer mehr die reale, bildhauerische Welt mit den Farben und der Malerei zu verknüpfen.
Das Besondere ist die Struktur
So verändert sich nach einem Wechsel der Perspektive die Struktur. Mal werden das Innenleben, mal die einfache Struktur und die rohe Oberfläche der Skulptur aus Pappe sichtbar. Und genau hier liegen für Kortländer Inspiration und Reiz.
Kortländer nobiliert das Schlichte
Kunst auf Leinwand bedeutet, aufgrund des Trägermaterials hohe Malerei. Karton jedoch, dieses arme Material, wird durch die Bearbeitung und die Entstehung des Kunstwerkes aufgewertet. Es wird in seinem SEIN nobiliert; der Ausdruckswert verändert sich. Kortländer verzichtet hier ganz bewusst auf weitere Veredelung seiner Objekte aus Karton mit Metallen oder ähnlichem. Sein Ziel ist es ohne diese Massivität zu erlangen.
Die Objekte aus Karton brauchen Raum
In seinen Rauminstallationen kann er dem simplen Arbeitsmaterial noch mehr Geltung verleihen. Die Malerei tritt zurück, man kann sich in den Werken bewegen, das pure Material tritt in den Vordergrund und wird zum visuellen Erlebnis. Diese Rauminstallationen, ohne Hilfsmittel geschaffen, sind temporär und somit ein Symbol für Vergänglichkeit.
Zufall oder Spiel?
Die Entstehung der Skulpturen aus Pappe geschieht spielerisch. Die Formen finden sich im Tun, während der Entstehung. Nichts wird vorbereitet, vorgefertigt oder gar geplant. Die gesägten Positive und Negative finden unter Umständen in völlig unterschiedlichen Projekten ihren Einsatz.
Beim Betrachten wähnt man den Charakter von Maschinenteilen. Der Betrachtende verspürt den Wunsch die einzelnen Teile zusammenfügen zu wollen. Die Bewegung, die beim Künstler während der Arbeit entsteht, wird im Kopf des Betrachtenden fortgeführt.
Wann ist eine Skulptur aus Pappe fertig?
Irgendwann im Schaffensverlauf erfolgt der Entschluss des Künstlers:
So bleibt die Arbeit zunächst mal. Sie ist fertig.
Wichtig ist Kortländer, dass die Malerei die entstandene Form unterstützt und nicht zerstört. Die Farbgebung der Objekte aus Karton mit Lasur erstreckt sich mitunter über Monate. Sie wird in mehreren Schichten aufgetragen. Hier spricht der Künstler von Prozessmalerei, die ihm auch hier das Experimentieren erlaubt.
Die Namen der Werke schicken den Betrachter auf die Reise
Ganz bewusst gibt Michael Kortländer seinen Werken einen Titel. Hier schickt er den Betrachter auf eine Reise. Seine gewählten Titel sollen das Werk nicht erklären, sondern den Kunstinteressierten animieren, die Betrachtung zu vollenden.
Genau dies ist für Kortländer das Ziel seiner Kunst und bedeutet sowohl für ihn, als auch für den Betrachter eine Chance, seine Skulpturen aus Pappe ganzheitlich zu erfassen.
Foto: © Michael Kortländer